Wie gesund ist unser Gesundheitssystem?

Erfahrungen aus der Corona-Pandemie zeigen zum einen, dass wir in Deutschland und auch im Land Bremen im internationalen Vergleich gut aufgestellt sind. Mit unseren Kliniken und Arztpraxen realisieren wir insgesamt eine stabile, flächendeckende gesundheitliche Grundversorgung.

Wertschätzend blicken andere Staaten auf das hiesige System der Krankenversicherung, auf den Versorgungsgrad, auf Strukturen und Qualität von Gesundheit und Pflege. Gesundheitsausgaben und Lebenserwartung der Menschen steigen, Möglichkeiten zur freien Wahl von Fachärztinnen und Fachärzten sind gegeben und Wartezeiten im internationalen Vergleich eher gering. 

Von Spitzenmedizin partizipieren alle – weitestgehend unabhängig vom Einkommen, vom Alter, von der sozialen Herkunft und dem persönlichen Krankheitsrisiko.

Gesundheitswirtschaft in Zahlen

(Deutschland, 2017)
0
Mio. Beschäftigte (jeder 6. Arbeitsplatz)
0
Mrd. Euro Brutto Wertschöpfung
0
Prozent der Gesamtwirtschaft
Bundesweit trüben jedoch auch negative Schlagzeilen immer häufiger das Bild: Versorgungsnotstände in ländlichen Regionen, regionale Über- und Unterversorgungen, explodierende Kosten im Gesundheitswesen, Überkapazitäten und unzureichende Spezialisierungen in der deutschen Krankenhauslandschaft, zu viele Leistungen in zu schlechter Qualität, überlastete Notfallaufnahmen, hoher Leerstand von Klinikbetten, zu schmale Investitionen in zu breite Digitalisierungsbedarfe, Engpässe bei Ärzteschaft und Pflegepersonal. Symptome eines doch nicht optimalen Gesundheitssystems? 

Hinzu kommen kritische Stellungnahmen und Bedarfsanzeigen aus den Krankenhäusern in kommunaler oder freier Trägerschaft, aus Praxen, von niedergelassenen und angestellten Ärztinnen und Ärzten, von Medizinischen Diensten, von Verantwortlichen in staatlichen Gesundheitsämtern, von Standesvertretungen wie Ärzte-, Apothekeroder Pflegekammern.
«Leitbild all unserer gesundheitspolitischen Vorstellungen ist die bestmögliche medizinische Versorgung. Wir wollen neue Wege gehen gemeinsam mit den Gesundheitsakteuren, um beste Qualität zu erzielen!»
Symptomatisch auch hier die vielen Perspektiven, Interessen, widerstreitenden Meinungen und Forderungen. Sie finden sich in zahlreichen Publikationen der jeweiligen Interessenvertretungen; im Kern geht es immer um eine auskömmliche Finanzierung des Gesundheitssystems, um bedarfsgerechte Versorgungskapazitäten und immer mehr um den Mangel und die schwierige Rekrutierung von Fachpersonal.

Patientinnen und Patienten sind sich in einem einig: Sie betrachten ihre persönliche Gesundheit als das höchste Gut. Differenzierter dagegen ist die Bewertung von erlebter ärztlicher Versorgung in Praxen und Krankenhäusern. Eine aktuelle Befragung von gesetzlich Krankenversicherten bringt auch Unzufriedenheit über mangelnde Versorgung und Behandlungen ans Licht: Qualitätsunterschiede zwischen Krankenhäusern werden wahrgenommen, gegenüber unnötigen Operationen wird die Kritik lauter, unzureichende Qualität und Fehlversorgung werden benannt. Bei der Wahl des Krankenhauses sind aus Sicht der Patientinnen und Patienten Sauberkeit und Hygiene sowie Empfehlungen und der Ruf der Klinik und ihrer Fachärzteschaft die Hauptkriterien. 

Weniger von Belang sind die Größe des Krankenhauses oder das Abschneiden in Bewertungsportalen. Zudem fühlen sich Patientinnen und Patienten zu oft noch unsicher, ohnmächtig gegenüber ihren Krankheiten, zu wenig mitgenommen bei Diagnose, Therapie und der Verbesserung der Behandlungsqualität. Eine moderne Gesundheitslandschaft mit dem Ziel der bestmöglichen Patientenversorgung muss aber genau diese Aspekte viel stärker beachten und umsetzen.

Ärzte in der vertragsärztlichen Versorgung

Bundesland Durchschnittsalter Ärzte Anteil Ärzte >65 Jahre in % Anteil angestellte Ärzte in %
Hamburg 54,1 12,7 11,3
Niedersachsen 54,5 11,6 10,7
Sachsen 52,7 6,7 8,3
Berlin 55,0 15,0 9,9
Bremen 55,0 14,7 13,5
Quelle: VdEK, nach eigener Darstellung nach KBV, Basisdaten 2021

Medizinische Versorgungszentren (MVZ)

in Trägerschaft von Vertragsärzten
Quelle: VdEK Basisdaten 2021
Spezialisierung, Expertenwissen und daran geknüpft die Erwartung einer optimalen Gesundheitsversorgung stehen für Patientinnen und Patienten an erster Stelle. Dafür nehmen sie nach eigener Auskunft längere Wegstrecken und Fahrzeiten zur Bestbehandlung in Kauf. In Befragungen antworten 26 Prozent der Menschen aus städtischen Regionen, dass sie bereit seien, Fahrzeiten zu spezialisierten Kliniken von bis zu einer Stunde in Kauf zu nehmen, weitere 38 Prozent sogar mehr als zwei Stunden. Die Qualität in Gesundheit und Pflege und das Gefühl, sein höchstes Gut in besten Händen zu wissen, hat für die Menschen oberste Priorität. Selbstverständlich auch für Patientinnen und Patienten aus Bremerhaven und Bremen. 

Ende des Jahres 2021 stehen vor allem die stationären Strukturen vor enormen Herausforderungen. Medien sehen „Kränkelnde Krankenhäuser“ als die größte gesundheitspolitische Baustelle der neuen Legislaturperiode im Bund. Bundesweit sei jede achte Klinik von Insolvenz bedroht, warnt die Deutsche Krankenhausgesellschaft.

Krankenhäuser im Land Bremen

2020
0
Krankenhäuser
0
Fälle, jährlich
0
ambulante Operationen
0
Beschäftigte
0
Ausbildungsplätze
0
Mrd. Umsatzvolumen
Im Land Bremen sind die Nach- und Aufholbedarfe aufgrund einer verfehlten Landesgesundheitspolitik in den letzten Jahrzehnten immens. 14 Kliniken zählt das kleinste aller Bundesländer. Hier krankt es an einer fehlenden Versorgungsbedarfsanalyse, einer damit nicht möglichen fundierten Krankenhausplanung, an der jährlich millionenschweren Defizit-Ausgleichspolitik für den öffentlichen Klinikverbund Gesundheit Nord (GeNo), an seit 30 Jahren ausbleibenden Strukturveränderungen und seit 15 Jahren unzureichenden Landesinvestitionen. Bezeichnend ist ein ständiges Kommen und Gehen von Mitgliedern der GeNo-Geschäftsführung im Vergleich zur personellen Kontinuität des Managements in den vier stadtbremischen freien Kliniken. Auch im Aufsichtsrat der GeNo erleben wir ein Stühlerücken und damit eine verbundene Diskontinuität. Hinzu kommt die Bremische Besonderheit, der in einer Hand liegenden politischen Leitung des Landesgesundheitsressorts sowie Leitung des Kontrollorgans eines städtischen Klinikverbundes, die wir für äußerst problematisch halten. Der damit verbundene Interessenskonflikt zwischen Verantwortung für alle Kliniken des Landes und besonderer Verantwortung für vier öffentliche Kliniken im Verbund gehört gesundheitspolitisch aufgelöst. 

Zudem mangelt es seit eh und je an einer Landeskrankenhausstrategie, an einem strukturierten und organisierten Miteinander aller Kliniken in den Städten Bremen und Bremerhaven. Darüber hinaus fehlt die Perspektive über die Landesgrenzen hinaus. Mehr als ein Drittel der Patientinnen und Patienten kommt aus dem niedersächsischen Umland. Die Rolle Bremens als Oberzentrum und die Bedeutung einer Gesundheitsregion in Kooperation bleiben politisch unterbelichtet.

Niedergelassene (ambulant tätige) Hausärzte, Fachärzte und Psychotherapeuten

Die niedergelassenen Hausärzte, Fachärzte und Psychotherapeuten leisten schon jetzt einen hohen unverzichtbaren Teil der gesundheitlichen Versorgung. Sie aktiv zu beteiligen und sektorenübergreifend in die ganzheitliche Gesundheitsstrategie des Landes Bremen einzubeziehen, ist ein absolutes Muss auf dem Wege hin zur bestmöglichen medizinischen Versorgung.
0
in 102.000 Praxen
0
Millionen Behandlungsfälle pro Jahr
0
0 Milliarde
Arzt/Patient-Kontakte
0 %
ambulante Notfallpatientinnen und Patienten
0
Medizinisches Fachpersonal
Quelle: „Ohne uns tut‘s weh“, Kassenärztliche Bundesvereinigung
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